Philosophie und Techniken des Aikido
Das Wesen des Aikido
Laien halten Aikido oft für „so etwas Ähnliches wie Karate oder Judo“. Obwohl Karate und Judo nicht miteinander vergleichbar sind, ist die Antwort insofern zutreffend, dass Aikido wie Karate und Judo zu den Budokünsten zu rechnen ist.
Budo ist der Oberbegriff aller japanischen Kampfkünste. Im Budo wird ein sehr idealistisches Ziel verfolgt, nämlich die Arbeit an der inneren Einstellung und Haltung.
Aikido als Kampfkunst im Sinne des Budo soll auf eine höhere Bewusstseinsebene führen, so dass das Leben der Übenden sinnvoller, glücklicher, erfüllter, einfacher wird. Und es ist eine Tatsache: richtiges Budo und damit auch Aikido ist so strukturiert, dass es über seine Körperarbeit zu geistiger Läuterung und Weisheit führen kann.
„Aikido ist nicht dazu gedacht, einen Feind zu bekämpfen oder um jemanden zu besiegen. Es ist eine Methode, die Welt zu versöhnen und die Menschen zu einer großen Familie zusammenzuführen.“
Morihei Ueshiba
Der Verzicht auf Kampf ist der rote Faden des Aikido.
Als „Kampf“ – Kunst ist es rein defensiv und sogar friedensstiftend orientiert. Die Theorie des Aikido besagt, dass mittels der Übung die Fähigkeit zur Vorausahnung, Intuition und geistige Kraft (Ki) so hoch entwickelt werden können, dass eine körperliche Auseinandersetzung überflüssig wird.
Die Techniken des Aikido
Aikido kennt keine Wettbewerbe und Meisterschaften, da der Kampf der Philosophie grundlegend widerspricht. Es wird auf Matten trainiert, damit Verletzungen vermieden werden. Der Lehrer gestaltet den Unterricht in einem rituellen Rahmen.
Zu Beginn und Ende jeder Übungsstunde stellen sich Schüler und Meister in der Reihenfolge der Gürtelfarben auf. Es folgt eine kurze Zeit der Besinnung und eine Verneigung vor dem Trainer sowie dem Begründer Ueshiba als Zeichen der Dankbarkeit. Trainiert wird paar- oder gruppenweise mit wechselnden Rollen von Angreifer und Verteidiger. Der Trainer gibt Angriff und Verteidigungstechnik vor, indem er sie vorzeigt und eventuell erläutert. Die Gruppe trainiert dann diese Technik, während der Trainer von Paar zu Paar geht, um korrigierend einzuwirken. Der Trainer bestimmt die Abfolge der zu übenden Techniken. Aikidotechniken führen einen Angriff in einen Wurf oder eine Haltetechnik mit Verhebelungen über. Besonders intensiv wird das richtige Fallen trainiert.
Die Angriffe variieren. Anfänglich erfolgen sie als einfache Griffe an Händen, Armen oder der Kleidung, später als Fauststöße und Handkantenschläge. Auf der höchsten Stufe werden Attacken mit Messer, Stab und Schwert geführt.
Sobald die Übenden über größere Fertigkeiten verfügen, kann die Übungsaufgabe so gestaltet werden, dass sie von mehreren Personen gleichzeitig angegriffen werden.
Aikido kennt keine Gewichtsklassen. Frauen und Männer, Jungs und Mädchen trainieren miteinander. Auch bezüglich des Alters gibt es keine Grenze, jung und alt trainieren auf einer Matte. Zur eigenen Orientierung können Prüfungen abgelegt werden, die für Schülergrade durch farbige Gürtel nach außen hin sichtbar gemacht werden dürfen. Meister vom 1. bis zum 5. Dan tragen einheitlich den schwarzen Gürtel und einen schwarzen oder blauen Hakama (Hosenrock).
Auf den Betrachter wirken Aikidotechniken elegant, fast tänzerisch. Da im Aikido keine „Kampf“ – Situationen heraufbeschworen werden und weil es kein Gerangel um die Oberhand gibt, entsteht kein wahrnehmbares Gegeneinander. Weil jeder Angriff durch eine einzige Aktion beendet wird, entsteht bei unkundigen Zuschauern oft der Eindruck, alles sei einstudiert, abgemacht und funktioniere auch nur deshalb. Der Kundige weiß jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Denn es ist gerade jene ins Auge fallende unglaubliche Leichtigkeit, dazu etwas Spielerisches, Unverkrampftes und eine Eleganz, die das Wesen des Aikido ausmacht.
Die Atmosphäre in einem Aikido – Dojo ist daher stets friedfertig und kameradschaftlich, Verletzungen sind sehr selten.